Die nachfolgenden Schilderungen einzelner Entwicklungsphasen sollen sich auf einige wesentliche Zeiträume beziehen:
• Gründung 1908 bis zum 2. Weltkrieg
• Der Neubeginn ab 1948/49
• Die „Neuzeit“ ab etwa 1970 inkl. Kultureller und geselliger Höhepunkte im Vereinsleben
Die Gründungsversammlung der ’08er fand am 2. April 1908 statt. Es war beschlossen worden, am Halleschen Anger in der Nähe des heutigen Klubhausstandortes des Fußballvereins SV 05 ein Holzbootshaus mit Terrasse zu errichten. Nach dem 1. Weltkrieg waren zahlreiche Neuanmeldungen zu verzeichnen (ca. 150 Mitglieder), so dass man nach einem neuen Standort und Erweiterungsmöglichkeiten suchen musste. 26 Mitglieder zahlten 26.000 Goldmark als Spende für den Erwerb des Geländes um die ehemalige Militärbadeanstalt (den heutigen Standort) und die ersten Bauarbeiten. Das nunmehrige Vereinsgelände erstreckte sich hangaufwärts bis zur heutigen MUR (ehemals Sportplatz SV 05). Die Grundsteinlegung erfolgte am 12. Juli 1924.
Aus den ersten Freundschaftsruderregatten entstand die Dreistädteregatta Merseburg-Weißenfels-Naumburg. Weitere Regatten in Halle, Dessau, Berlin, Pirna und Meißen wurden regelmäßig besucht. Dort konnten zahlreiche Siege in den Gig- und Rennbootsklassen errungen werden. Besonders erfolgreich waren damals Walter und Heinz Hoyer, Ernst Selmar, Alfred Dietsch, Alfred Priese sowie Franz und Karl Beyer. An- und Abrudern, die heimischen Freundschaftsregatten sowie die zahlreichen Wanderfahrten u.a. auf Saale, Unstrut und im Spreewald waren gemeinsam mit den übrigen Naumburger Vereinen, hauptsächlich mit dem MTV, durchgeführt worden, auch die Vielzahl der Geselligkeiten.
Der Rudersport in Naumburg hatte sich bis zum Ausbruch des 2. Weltkrieges einen besonderen Stellenwert geschaffen, dokumentiert durch die steigende Anzahl der Mitglieder und das gestiegene Interesse der Bevölkerung an sportlichen und gesellschaftlichen Belangen. Im April 1930 erhielt das Bootshaus einen elektrischen Anschluss.
Der 2. Weltkrieg hinterließ den Naumburger Ruderern neben menschlichem Leid nur eine Bootshausruine und einige Bootswracks, die teilweise an den Saaleufern geborgen werden mussten. Der Rudersport war wegen seiner ehemaligen Mitgliedschaft im nationalsozialistischen Reichsbund für Leibesübungen verboten.
Am 28. September 1948 wurde in der ehemaligen Gaststätte „Zur Post“ die Sektion Rudern in Naumburg neu gegründet. Noch im gleichen Jahr fand der erste Adventsball der Ruderer unter großer Beteiligung statt. Am 20. März 1949 begannen die Arbeitseinsätze zum Wiederaufbau des Bootshauses und der Generalüberholung der sichergestellten Boote. Untrennbar mit dem Wiederaufbau sind u.a. die Namen Dr. Jentsch, Ernst Selmar und Kurt Müller verbunden. Am 12. Juni 1949 feierte der Verein das erste Anrudern. In relativ kurzer Zeit stieg die Mitgliederzahl auf über 200 an. In mühevoller Kleinarbeit konnte mit der rudertechnischen Ausbildung begonnen werden mit dem Ziel, möglichst bald wieder an Wettkämpfen teilzunehmen und Wanderfahrten durchzuführen. Dabei ist besonders das unermüdliche Wirken des langjährigen Trainers Wilhelm Rauchbach zu würdigen. Zahlreiche Erfolge auf den ersten Freundschaftsregatten 1949 und erste Titel bei den Landesmeisterschaften hatten eine positive Entwicklung des Wettkampsportes eingeleitet. Zu den erfolgreichsten Ruderern der 40er und 50er Jahre zählen u.a. die Gebrüder Mehner, Ralph Schmidt, Georg Müller, Wolfgang Dietz, Eberhard Lisker, Peter Wahlbuhl und Helmut Graßme. Diese wurden abgelöst durch Klaus Gutheil, Karl Bauer, Norbert Otto, Dieter Schwarze sowie Klaus Schwamberger, Klaus Baumgart, K.-D. Orzol und Egon Biernacki Anfang/Mitte der 60er Jahre. Dazu kamen die Damen Sieglinde Priese, Rosemarie Pollandt, Helga Bauer, Christa Menzel und Lilo Jaenke.
Durch diesen Personenkreis war wesentlich zu einer Bilanz von mehreren Hundert Regattasiegen beigetragen worden. Helmut Graßme, Karl-Heinz Nagler und Norbert Otto waren zu Meisterschaftsehren gekommen.
Um die zahlreichen Wanderruderfahrten auf heimischen Gewässern und außerhalb hatten sich besonders Heinz Czerwinski und Gerthold Schmidt verdient gemacht. Der 1953 durch den DRSV begründete Wanderruderwettbewerb fand auch in unserer Sektion großen Anklang.
Nach einem „generationsbedingten Einbruch“ Mitte der 60er Jahre begann eine neue erfolgreiche Phase, zunächst in Form umfangreicher Bau- und Erweiterungsarbeiten. Ab 1967 wurde der Wasseranschluss hergestellt, ein Sanitäranbau errichtet und die Beleuchtung inkl. elektrischer Heizung erneuert und ab 1972 der Wettkampf- und Trainingsbetrieb wieder aktiviert. Als ehrenamtliche Übungsleiter für die Fortgeschrittenen waren Helmut Graßme, Bernd Hoyer, und Helmut Grusenick tätig. Lilo Schmidt und Rosemarie Grusenick kümmerten sich um die Anfänger. Aus dem Kreis der ab 1972 Trainierenden waren besonders erfolgreich: Wolfgang Biernacki, Hans Littmann, Volker Matzulla, Jens Zimmer, Jens Bittersohl, Ulli Klee, Frank Democh, Detlef Brückner, Norbert Otte, Uwe Schneder sowie Angelika Graßme und Renate Bänsch. Neben zahlreichen vorderen Plätzen auf Freundschaftsregatten konnten anlässlich der Kinder- und Jugendspartakiaden eine Vielzahl von Gold-, Silber- und Bronzemedaillen errungen werden. Frank Democh und Ulli Klee erreichten bei den Deutschen Meisterschaften die Endläufe, Renate Bänsch konnte Vizeweltmeisterin werden.
In den 80er und 90er Jahren verlagerte sich der Schwerpunkt des Naumburger Ruder-Vereinslebens mehr und mehr auf den Freizeit- und Erholungssport sowie auf gesellschaftliche Aspekte.
Bereits ab 1974 nahmen Naumburger Ruderer an Gemeinschaftsfahrten in Polen, der CSSR und Ungarn teil. Durch die Wiedervereinigung und die damit verbundenen nach allen Seiten offenen Reisemöglichkeiten haben sich die Ruderreviere erheblich erweitert – nunmehr konnte auch das westliche Ausland per Boot bereist werden. Mitglieder unseres Vereines ruderten in Litauen, England, Norwegen, Frankreich, Spanien, Portugal, Italien, Schweiz, Österreich, Niederlande, Tschechien und auf Kanadas Yukon. 2006 hatte der Verein unter wesentlicher Federführung von Jens Bittersohl und Ulli Klee eine Tour auf dem Shannon in Irland organisiert, 2008 wurden u. a. Schweizer Gewässer befahren. Großer Beliebtheit erfreute sich bisher die Fahrtenreihe „Deutsche Flüsse“, jährlich organisiert von Jens Bittersohl – 2008 wurde die Saar befahren. Der Verein beteiligte sich aktiv am Wanderruderwettbewerb des Verbandes. Bisher konnte ein Mitglied des Vereins die Kilometerleistung zum Äquatorpreis erfüllen.
Bereits 1996/97 war auf der 1974 gebauten separaten Bootshalle ein Schlafraum für auswärtige Ruderer errichtet worden. Diese Übernachtungsmöglichkeit fördert den Wassertourismus in unserer Region und ist in der Vergangenheit sehr oft und gern von Vereinen aus dem gesamten Bundesgebiet genutzt worden.
Besondere Höhepunkte des Vereinslebens, auch für auswärtige Freunde und Bekannte, sind der Adventsball der Ruderer sowie Faschings- und Sommervergnügen. Auf den traditionellen Fahrten auf den Saaletalsperren und Saale/Unstrut sind immer wieder Gäste aus befreundeten Vereinen dabei.
Seit 1990 betreibt der Verein auf dem weit über die Grenzen Naumburgs bekannten Kirschfest ein eigenes Festzelt mit einem reichhaltigen Angebot einschließlich kultureller Einlagen. Zu den ehrenamtlichen Helfern zählen jährlich etwa 25-30 Mitglieder aller Altersklassen. Für die Gestaltung des Zeltes, Angebot und die Bewirtung der Gäste gab es wiederholt gute Noten durch den Kirschfestausschuss.
Der Nachwuchsbetrieb liegt in den bewährten Händen unserer Ruderkameraden Jens Bittersohl, Klaus Baumgart und Claudia Baumgart (c-Lizenz). Der Vorstand des Vereines hofft, dass auch in den folgenden Jahren der erfolgreiche Weg weiterbeschritten werden kann. Dazu ist die Mithilfe aller Mitglieder erwünscht, ebenso die Zuwendungen von Sponsoren.
Am Wiederaufbau und dem Vereinsgeschehen seit 1948 hatten als Sektionsleiter bzw. Vorsitzende einen erheblichen Einfluss:
Dr. Jentzsch, Wolfgang Fritzsche, Karl Beyer, Margot Mizera, Wolfgang Dietz, Edgar Freitag, Ernst Selmar, Helmut Grusenick, Uwe Grohall, Lutz Gärlich und seit 2015 Ralf Baumgart.